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Die bisherigen Fragen und Antworten
(der Reihe nach, von oben nach unten scrollen):

* * Einiges zur Roundpen-Arbeit:
* Ich habe keinen Roundpen - was nun?

* Kann man statt Roundpen auch eine Halle benutzen?
* Westernstall-Roundpen mit hohen Wänden
* Wann kann man mit Pferden im Round Pen anfangen?
* Warum werden wir gemobbt, wenn wir im Roundpen arbeiten?

* Belohnung motiviert und erleichtert die Arbeit
* Hilfe, mein Pony "verarscht" mich
* Das Problem ist immer der Mensch
* Probleme beim Longieren
* Halftern und Trensen - mit Gefühl (Zwei Fragen und Antworten)
* Wie lange dauert ein seriöses Pferdetraining?

* Was tun, wenn Pferde sich am Anbindebalken losreissen?
* Knabbern, beißen - wie reagiere ich darauf? (2 Fragen, 2 Antworten)

NEU:
* Läßt ein Pferd seinen
Reiter "im Stich?"
* Darf mein Pferd sich an mir "schubbern"? (2 Antworten)


Ich habe keinen Roundpen - was nun?

FRAGE:

Lieber Heinz,

bei uns im Stall gibt es keinen Roundpen. Bei Deinem Seminar haben wir eine simple Lösung aus Sprungelementen gesehen. Wie muss der gebaut sein?

Viele Grüße
Inge

Antwort:

Grundsätzlich gilt für den Aufbau eines Roundpens (RP), der wieder abgebaut werden kann: Sprungelemente tun's auch, oder einfach Weidezaunstangen, um die Du Flatterbänder wickelst. Der RP sollte dann allerdings - wenn leichte Flatterbänder verwendet werden – unbedingt (!!) in einer umzäunten Umgebung stehen, weil Pferde ja doch raus könnten. Also: Halle, Aussenplatz, Paddock oder Weide benutzen.

Möglich ist auch die Kombination aus Rasengittersteinen (sechs Stück, halbieren lassen) und Vierkanthölzern aus dem Baumarkt. Die Maße der Hölzer richten sich nach den Löchergrößen in den Rasengittersteinen. Dann steckst Du die Hölzer aufrecht in die Steinen, sdie schwer genbug sind, die Konstruktion zu halten und wickelst auch hier Flatterband herum. So ein RP kann leicht auf- und abgebaut werden.

Die Höhe der Stangen und damit der Begrenzung hängt idealerweise von der Größe des Pferdes ab. Das Pferd sollte seinen Kopf nicht leicht drüber bekommen, denn dann fühlt es sich im Zweifelsfall animiert zu fliehen.

Unsere RP-Höhe beträgt etwa 160 cm. Wichtiger ist eher die Anzahl der Flatterband-Reihen (bei uns 3; bei Ponys unten eine mehr).

Herzliche Grüße
Heinz


Westernstall-Roundpen mit hohen Wänden

FRAGE:

Liebe Sabine, lieber Heinz,

bei mir hat sich ein spezielles Problem ergeben. Ich habe Tizian umgestellt. Auf dem neuen Hof gibt es nur einen vollkommen geschlossenen, sehr hohen Roundpen. Ich habe mit meinem knapp 2jährigen schon darin gearbeitet, aber er lauscht nur auf die Geräusche, die von außen kommen und kann sich nur ganz kurz auf mich konzentrieren. Was ratet ihr mir?

Viele Grüße
Gerti

Antwort:

Liebe Gerti,

Tizians Verhalten ist normal am Anfang. Ich habe früher fast immer nur in solchen (Western-) Roundpens gearbeitet und die gleichen Reaktionen der Pferde erlebt. Mein heute 14jähriger Zan ist als Absetzer (!!) sogar mal über die zwei Meter hohe Wand gesprungen, als ich ihn nur für eine Minute da drin alleine gelassen hatte.

Diese Hochsicherheitstrakte brauchen Pferde eigentlich nicht, sie sind vielleicht Tradition, aber auch Ausdruck der Unsicherheit von Menschen Pferden gegenüber. Wenn ein solcher RP aber schon einmal da ist, muss man Pferde erst einmal daran gewöhnen. Also: Führ ihn zunächst im RP herum, streichle ihn, vielleicht fütterst Du ihn sogar (nicht aus der Hand; Schüssel mit Futter auf den Boden stellen). Kurz: Lass’ ihn den RP als angenehmen Platz empfinden.

Wenn Du mit der Bewegung beginnst, dann mach’ nur ganz wenig. Lass’ ihn oft zu Dir kommen. Erst wenn er sich akklimatisiert hat, kannst Du mit der richtigen RP-Arbeit beginnen. Wenn er sich auf draußen konzentriert, dann schau, ob Du Deine Energie steigern kannst, oihne dass er Anstalten macht, über die Wand zu hüpfen. Wenn er anfängt, mit der Schulter z.B. gegen die wand zu drängeln und mit den Vorderhupfen dagegenschlägt, ist das ein Zeichen. Dann reduziere die Energie und lass’ ihn wieder zu Dir hereinkommen.

Mit der Zeit wird er sich daran gewöhnen. Überstürze nur nichts. Wiederum gilt auch hier: Weniger ist mehr.

Grundsätzlich gilt für den Aufbau eines Roundpens, der wieder abgebaut werden kann: Sprungelemente tun's auch. Wenn’s die bei Euch nicht gibt, brauchst Du eine andere Lösung. Hast Du eine Halle oder einen umzäunten Reitplatz? Wenn nicht: Der RP sollte - wenn leichte Flatterbänder verwendet werden – unbedingt in einer umzäunten Umgebung stehen, weil Pferde ja doch raus könnten.

Die Höhe der Begrenzung hängt idealerweise von der Größe des Pferdes ab. Das Pferd sollte seinen Kopf nicht leicht drüber bekommen (Du erinnerst Dich?). Unsere RP-Höhe beträgt etwa 160 cm. Wichtiger ist eher die Anzahl der Flatterband-Reihen (bei uns 3; bei Ponys unten eine mehr).

Herzliche Grüße
Heinz


Kann man statt Roundpen auch eine Halle benutzen?

FRAGE:

Hallo!
Ich habe ihr Buch "Pferdeflüstern kann jeder lernen" gelesen und war beindruckt. Aber eine Frage habe ich Kann man anstatt den Round Pen auch die Reithalle beim Arbeiten nehmen?

Tschüß!
Jasmin

Antwort:

Liebe Jasmin,
Einen Round Pen (RP) brauchst Du am Anfang des Erziehungs- und Ausbildungsprozesses auf jeden Fall. Das Rund hilft uns, Pferde ihrer natürlichen Anlage entsprechend auszubilden. Sie sind Fluchttiere, und wir gestatten ihnen im RP wegzulaufen. Das hat große Wirkung. Außerdem können sie ihren Kopf nicht in die Ecke stecken und uns ihren stärksten Körperteil zuwenden.

Ein RP sollte den Durchmesser von ca. 15-16 Meter haben. Wenn der Ausbildungsprozeß für Mensch und Pferd im RP abgeschlossen ist, sollte man einen größeren Raum nehemen - z.B. eine halbe Reithalle oder den Reitplatz. Die Ecken sollten anfangs noch entschärft werden durch Flatterband.

Wenn die Ausbildung auch hier erfolgreich war, kannst Du die Bänder wegnehmen und erstmals im Viereck arbeiten. Dann bist Du und das Pferd soweit, auch in einer großen Halle zu arbeiten.

Dabei ist auf so vieles zu achten, was die allermeisten Menschen nicht wissen und gut geübt werden muß. Denk daran: Es geht beim Joining nicht darum, Pferde einfach zu jagen, sondern es ist ein hochqualifiziertes "Gespräch".

Heinz


Wann kann man mit Pferden im Round Pen anfangen?

FRAGE:

Hallo Heinz,

mich interessiert, wie alt (jung) das Pferd sein sollte. Wir haben ein wunderhübsches nettes Fohlen am Stall. Sie ist wirklich lieb, aber sie hat kein anderes Fohlen und langweilt sich manchmal. Ich habe natürlich schon so manches uneingezäuntes "mini-joining" gemacht, wie wir es im Kurs gelernt haben, z.b., wenn sie beim Halfter anziehen nicht dableiben wollte, dann hab ich mich nur weggedreht und sie kam wieder usw.

Nun wollte ich eben wissen, wann ich da eigentlich im roundpen anfangen könnte.

Bis bald
Angela

Antwort:

Liebe Angela,

ab Absetzeralter kann man im RP beginnen. Natürlich nur sehr dezent. (Parallel dazu sollte – auf der Basis von Streicheln – die Halfterführigkeit trainiert werden. Allerdings noch ohne Hinterhand- oder Vorhandwendungen. Nur stehen, gehen, anhalten, ausweichen. Und klare Grenzen setzen, wenn das Fohlen uns testet.)

Die Faustregel für den RP lautet grundsätzlich: Je jünger das Pferd, desto erfahrener sollte der Mensch sein. Das gilt vor allem dann, wenn es Probleme gibt. Wie bei allem kann man hier eben einiges falsch machen, und das “sitzt“ dann erst einmal, und muss später möglicherweise wieder aufwendig korrigiert werden.

Deshalb: Dezent beginnen, also wenig verlangen. Also: Kein Ehrgeiz. Im Grunde machst Du es ja schon richtig – so wie Du es beschreibst. Die Gangarten sollten aber erst ab dem 2. Lebensjahr etabliert werden (also richtige „Arbeit“).

Natürlich kannst Du ein aufmüpfiges Fohlen, wenn Du mit ihm im RP spazieren gehst, wegschicken. Dann aber wieder einladen und kommen lassen.

Oberste Regel lautet: der Bodyguard des Pferdes werden. OK? Sonst melde Dich einfach.

Herzliche Grüße
Heinz


Warum werden wir gemobbt, wenn wir im Roundpen arbeiten?

FRAGE:

Lieber Heinz, liebe Sabine!

ich weiß ja nicht, ob ihr euch noch an uns erinnert? Wir waren die dauerhaft kichernden, unter eurem Fenster zeltenden und morgens Tütensuppen trinkenden zwei Mädels! Wir wollten immer wieder einen Brief schreiben und haben es dann doch vergessen! Aber der Brief wird folgen, verlasst euch drauf, aber das soll keine Drohung sein!

Leider ist vieles anders gekommen als ich dachte, auf meinem Hof wurden meine euphorischen Erzählungen zu einer der schönsten Zeiten meines Lebens, nämlich eures Seminars, nur mit den Worten "Das ist keine Dressurreíterei, sondern Humbug" abgespeist, und meine Bemühungen ihnen klar zu machen, dass man eine Beziehung zu seinem Pferd braucht, und dass man lernen sollte es zu verstehen wurden schon im Keim erstickt!

Da wir keine Roundpen besitzen, teilte ich abends heimlich den Platz mit einem Seil ab, immer mit einem Bein zum Sprung bereit, falls doch die Besitzer auftauchen würden! Ich begann mit der Arbeit und dem Joining, welches auch sehr gut klappte, doch ich merkte bald, dass wenn ich dem Pferd zuhörte und es sanft zurechtwies, und der nächste wieder mit der Gerte wie ein blöder draufschlug, es das Pferd doch verwirrte! Und es ist sehr traurig zu merken, dass ich sehr schnell wieder in alte Verhaltensmuster rutsche und eure Theorien manchmal in den Hintergrund treten.

Ich weiß genau, ich muss etwas ändern, doch solange ich alle auf dem Hof gegen mich habe, wird das sehr schwierig! Dennoch bin ich euch für alles ewig dankbar, und sobald unsere Geldbeutel wieder gefüllt sind, werden wir euch wieder besuchen!!!

Macht es gut! Eure zwei Mädels
Kristin und Leonie

Antwort:

Liebe Leser dieses Briefs,

Leonies Erfahrungen sind - leider - nicht ungewöhnlich oder selten. Sehr viele Menschen, die mit Pferden umgehen, nennen sich "Pferdefreunde", gar "Pferdeliebhaber", aber sie sind das Gegenteil. Im Grunde nutzen sie ihr Pferd nur als Sportgerät oder Freizeitknecht. Unter dem Deckmäntelchen der Tierliebe missbrauchen sie ihr Pferd. Manchmal sogar mit unverholener Begeisterung.

Solchen Menschen sind junge Frauen wie Kristin und Leonie ein Dorn im Auge. Wenn sie deren anderen Umgang sehen, nagt das schlechte Gewissen an ihnen. Denn möglicherweise haben sie ja tatsächlich einmal als Pferdefreunde begonnen. Aber ihr Weg hat sie weggeführt. Um sich nicht selbst schmerzliche – selbstkritische - Fragen stellen zu müssen, warum sie so oder so mit ihren Pferden umgehen, beschimpfen sie den anderen, machen ihn runter.

Dass es sich dabei um ganz armselige Figuren handelt, ist jungen, sensiblen und fröhlichen Mädchen wie Kristin und Leonie zwar klar. Aber die Macht des Drucks, der Unterstellungen, der Beschimpfungen - auch wenn sie aus Dummheit herrühren, ist für junge Menschen zu groß, um sich dagegen zur Wehr zur setzen.

Gegen diese Form der geistigen Umweltverschmutzung unreifer Pöbeler hilft nur eines: im Stillen weitermachen, weiterlernen, nicht viel drüber reden - auch wenn die Begeisterung nach einem solchen Kurs groß ist.

Liebe Kristin, liebe Leonie,

macht Euch keine Sorgen, denn Ihr habt Recht: "Dressurreiten" ohne wirkliche Beziehung zum Pferd, ist Abrichtungsreiten, und die Gerte als Waffe ist nicht weit. Ihr habt gelernt, Pferde nur mit Gedanken zu lenken, lasst Euch von Abrichtern nicht abstrafen.

Macht weiter "Euer Ding". Betrachtet Pferde auch weiterhin mit 'neuen' Augen, achtet sie weiterhin als hochsensible, feinfühlige Wesen. Kommt mit ihnen, wann immer es geht, ins feinfühlige Gespräch.

"Du musst Dein Pferd fühlen lernen!" Diese Forderung durchzieht alle Reitlehren. Nur steht nirgendwo drin, wie das geht.

Ihr, Leonie und Kristin, habt's gelernt! Die, die Euch belästigen, sind sehr neidisch auf Euch, denn - wie Ihr schon im Seminar gelernt habt - Pferde fühlen zu lernen, das bedeutet auch: seinen eigenen Gefühlen näher zu kommen. Und das fürchten unreife Menschen mehr als der Teufel das Weihwasser.

Wenn die Leute wieder kommen und quatschen, dann setzt Eure "Waffen" ein: Euer herzliches, fröhliches Lachen. Ihr sollt sie nicht auslachen, diese armen Seelen, sondern anlachen - und Euch danach wieder frei lachen.

Und macht Euch - wenn's geht - auf die Suche nach einer anderen Umgebung für Euer Hobby. Manchmal geht's ganz schnell, und man wundert sich, nicht früher drauf gekommen zu sein.

Ich lade Euch ein, kostenlos an einem der nächsten Kurse teilzunehmen, damit Euer Frust verfliegt. Dann braucht Ihr nicht zu warten, bis Eure "Geldbeutel wieder gefüllt sind". Meldet Euch per mail bei uns direkt. Wir freuen uns auf Euer Lachen!

Liebe Grüße
Heinz und Sabine

 


Belohnung motiviert und erleichtert die Arbeit

FRAGE:

Man hört so viel darüber, dass Pferde belohnt werden müssen. Die einen sagen: mit Worten; die anderen meinen, man solle Leckerli füttern. Was ist den nun richtig?

Antwort:

Eine Belohnung ist – nicht nur aus Sicht von Pferden - etwas, für das es sich lohnt, zu arbeiten. Umgekehrt ist es für jeden, der andere zur Arbeit ermuntern möchte, gut zu wissen: Belohnung bewirkt, dass gewünschtes Verhalten öfter auftritt. Belohnung motiviert also und erleichtert die Arbeit.

Diese Erkenntnis gilt nicht nur für Reiter, sondern für Mütter, Väter, Lehrer und Chefs gleichermaßen – ob sie nun Kinder, Schüler, Mitarbeiter oder Pferde führen und anleiten.

Statt von Belohnung spricht man wissenschaftlich auch von „Verstärker“.

* Primäre Verstärker sind das, was man zum Überleben braucht – von der Nahrung bis zum Territorium. Auch Sozialkontakte gehören dazu.

* Sekundäre Verstärker haben zunächst keine eigentliche Verstärkerfunktion, können aber als Objekt (z.B. Geld) oder Signal (Lob) mit primären Verstärkern assoziiert, also erlernt werden.

Belohnung wird in der Lerntheorie noch mal unterteilt: in positive und negative Belohnung/Verstärkung.

* Bei der positiven Verstärkung wird etwas Angenehmes hinzugefügt: ein Lob oder eine Leckerei.

* Negative Verstärkung als Belohnung bedeutet: Der Chef nimmt Druck weg, er gibt seinem Angestellten frei, oder lässt ihn zumindest eine Pause machen.

Welche Form der Belohnung ist nun für Pferde die bessere? Monty Roberts sagt, dass Pferde von Natur aus „über ihren Teller laufen“. Das heißt: Sie sind von Natur aus sozusagen daran gewöhnt, sich selbst zu ‚belohnen’. Futter als Belohnung ist für sie also von der natürlichen Seite her nicht so bedeutungsvoll. Monty Roberts plädiert von daher eher für Belohnung durch negative Verstärkung, also: den Druck wegzunehmen.

Viele erfolgreiche Ausbilder füttern dennoch gerne Leckereien zur Belohnung. Das sind allerdings auch Fachleute, manche sogar Könner. Wer’s nicht kann, der läuft Gefahr, schnell einen Bittsteller heranzuziehen, der bald mehr Forderungen stellt, statt Leistung zu bringen.

Fakt ist: Wer nicht belohnt, strengt sich und andere unnötig an – gleich ob es sich um Pferde oder Mitarbeiter handelt. Die Ergebnisse werden immer schlechter. Er muss seine Anforderungen und den Druck, dies durchzusetzen, deshalb beständig erhöhen.

Folge: Er erntet Frust, Flucht oder Widerstand. Wer nicht belohnt, der bezahlt einen hohen Preis dafür, am falschen Ende gespart zu haben.

Richtiges Belohnen gehört deshalb zu den effizientesten Führungsinstrumenten. Und Futter – richtig verteilt - ist als primärer Verstärker der Motivator für gewünschtes Verhalten bei Pferden. Doch Anfänger sollten aufpassen, ob sie ihr Pferd nicht eher verführen (wollen) statt es zu führen!

Herzliche Grüße
Heinz Welz


Hilfe, mein Pony "verarscht" mich

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,
mein Pflegepony heisst Sternchen und ist ungefähr 18 Jahre alt. Aber sie hat ein Problem, sie hat Angst vor dem Halfter und lässt sich nicht einfangen. Mich lässt sie noch nicht mal an sich ran im Moment

Am Freitag war Gewitter und danach war ich noch kurz bei Sternchen, ich brauchte ungefähr eine halbe Stunde um sie einzufangen, nach dem ich vom Ausritt wieder kam bin ich noch kurz gesprungen und sie hat nich abgeworfen und ist dann noch über mich rüber gelaufen, nach dem ich mich beruhigt hatte, beruhigte ich sie und stieg auf. Dazu muss noch sagen, dass sie keinen Sattel hat.

Der Sonntag war ok und konnte sie auch reiten ohne Probleme.

Am Montag war ich eine Stunde ungefähr da und dieses Pony liess mich dicht an sich ran dann haute sie ab und irgendwann war ich so sauer, dass ich das Halfter auf dem Boden warf und sie galoppierte davon.    

Können sie sich das erklären, dieses Pony verarscht mich doch oder?

PS: Bitte um Antwort!!!

Mit freundlichen Grüßen Nele
 

Antwort:

Liebe Nele ,
herzlichen Dank für Deine Mail.

Wie die meisten Pferdeleute hast Du wenig Ahnung von Pferden. Pferde „verarschen“ uns nicht. Das können nur Menschen. Und wenn: Wer ist denn der Dumme, wenn er sich „verarschen“ lässt?

Sternchen zeigt Dir nur die Grenzen Deines Wissens auf, und die sind anscheinend gewaltig. Pferde sind nicht dumm, nicht stur, nicht zickig. Das sind nur die Menschen, die so reden.

Wahrscheinlich bist Du noch jung und hast es nicht besser gelernt. Nun wäre es aber an der Zeit, das zu ändern. Sternchen hat mit ihren 18 Jahren wahrscheinlich sehr viele dumme, arrogante und respektlose Menschen kennen gelernt. Vielleicht sogar brutale Menschen. Dass sie sich so verhält, ist aus ihrer Sicht nur vernünftig, wenn auch nicht angenehm für Dich.

Du müsstest lernen, wie Du es anstellst, dass Sternchen Dir vertraut. Aber das dauert eine Zeit und kann nicht per Mail erledigt werden.

Schau Dir Menschen an, die liebevoll und respektvoll mit Pferden umgehen, lies Bücher und besuche Kurse, dann wirst Du verstehen, was ich hier schreibe.

Herzliche Grüße und viel Glück und Freude auf Deinem Weg

Heinz Welz

 


Das Problem ist immer der Mensch

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,

Vergangenen Sommer wurde ich zu einer Tinker Stute gerufen weil Sie gefaehrlich sein würde, Sie würde Beissen und treten. Da ich grössten Teils nach Roberts arbeite stellte sich schnell heraus dass Dass Pferd Komplett verunsichert war. Ich habe der Besitzerin erklaert wie das Pferd Sie sieht und wie wichtig es ist seine Mimik/Körpersprache zu beherrschen. Danach ging es Sprungweise bergauf und der Erfolg war innerhalb zweier Monate zu sehen.

Doch letztens bekam ich eine E-mail von der Besitzerin das dass Pferd jetzt noch schlimmer geworden sei nachdem ich ihr nicht mehr beistand. Ich bin also noch ein Par mal hingegangen um dem Pferd zu helfen.

Jedesmal wenn ich mit dem Pferd zugange war, war nach abschluß alles wieder so wie es sein sollte. Auch die Besitzerin war dann in der Lage mit iherm Pferd um zu gehen wie es richtig ist. Mit Verstaendniss für dass Pferd.

Doch jetzt hat die Besitzerin aufgegeben und dass Pferd zum verkauf Frei gegeben. Als ich versuchte Monty Roberts mit dieser Fragestellung zu kontaktieren bekam ich eine Kommerzielle antwort zurück, ich solle doch nach Californien kommen mit dem Pferd, dann würde alles wieder Gut.

Sie können sich wahrscheinlich vorstellen das ich mit Dieser Antwort nichts an zu fangen weiss. Vielleicht hätten Sie einen Tipp für mich so dass ich vielleicht das nächste mal dem Pferd besser helfen kann.
Mit freundlichen Grüßen, R. T., Pferdetrainer (Niederlande)

Antwort:

Lieber Herr T.,
es ist immer schwer, aus der Ferne eine Diagnose zu stellen. Und erst recht, wenn drei daran beteiligt sind: das Pferd und zwei Menschen. Anscheinend haben Sie das Richtige getan.

Wahrscheinlich liegt das Problem bei der Besitzerin. Sie schreiben: "Jedes Mal wenn ich mit dem Pferd zugange war, war nach Abschluss alles wieder so wie es sein sollte. Auch die Besitzerin war dann in der Lage mit ihrem Pferd um zu gehen wie es richtig ist." Das erlebe ich oft: Wenn der Trainer weg ist, verfällt der Mensch (und bald auch das Pferd) wieder in alte Gewohnheiten.

Mimik und Körpersprache sind wichtig, zu kennen. Aber sie sind Ausdruck von etwas, sie sind Ausdruck der Gedanken und der Gefühle des Menschen. Deshalb können sie nicht "gespielt" werden. Pferde merken das. Sie sehen den wirklichen Menschen dahinter und verhalten sich entsprechend.

Deshalb achte ich in meiner Arbeit so sehr darauf, dass in erster Linie der Mensch wirklich etwas lernt. Das Pferd kommt erst danach. Die Frau braucht wahrscheinlich keinen Pferdetrainer - und sei er noch so gut. Sie hatten ja Erfolg. Sie braucht einen Menschentrainer, der ihr hilft, den wahren Ursachen ihres Problems auf die Spur zu kommen.

Das hören Menschen allerdings nicht gerne - weder die Pferdebesitzer selbst, noch die Trainer. Die Besitzer müssten sich ändern, auf sich selbst schauen, sich vielleicht sogar mit ihrer Psyche auseinandersetzen. Das fürchten die meisten, und deshalb geben sie lieber ihrem Pferd weiterhin die Schuld. Oder aber - wie hier - sie verkaufen das Pferd (oder lassen es sogar schlachten!). Beim nächsten Pferd stellt sich die Problematik dann bald wieder ein.

Viele Trainer hören es aber auch nicht gerne, denn sie leben ja davon, dass Menschen mit ihren Pferden nicht klar kommen. Andererseits haben sie auch nicht gelernt, mit Menschen in diesem Sinne umzugehen und ihnen zu helfen. Deshalb leiden ja so viele Menschen und Pferde mit- und aneinander.

Vielleicht konnte ich Ihnen ein wenig helfen.
Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz


Probleme beim Longieren

FRAGE:

guten tag,

ich bin per zufall auf ihre seite gekommen. weil ich einen pferdeflüsterer suche der mir eine frage beantworten kann. ich habe eine haflingerstute 8jahre alt. beim reiten geht alles gut aber auf dem viereck beim longieren habe ich mühe. so 2, 3 runden gehen gut dann kehrt sie sich zur mitte kommt gegen mich zu und steigt oder bockt...! und wenn ich sie versuche wieder auf die volte hinaus zu bringen geht es kaum. könnten sie mir einen ratschlag geben warum fabiola dies machen könnte?!
besten dank gruss nicole d.

Antwort:

Liebe Nicole,

Longieren ist eine Kommunikation mit dem Pferd über direktes und indirektes Gefühl: Sie kommunizieren mit dem Pferd über die Longe und evtl. Longierpeitsche (direkt), aber auch Ihr Körper und Ihr Geist (Gedanken, Emotionen) bewegen das Pferd („indirektes Gefühl“).

Möglicherweise verändern Sie beim Longieren Ihre Position unmerklich (ein paar Zentimeter reichen) in den Raum des Pferdes hinein, so dass Sie das Pferd bremsen – auch wenn Sie fünf Meter von ihm entfernt sind.

Möglicherwiese geben Sie Ihrem Pferd mit der Longierpeitsche aber auch zuviel Energie an der falschen Körperstelle und das Pferd bockt deshalb oder dreht sich zu Ihnen rein. Vielleicht ziehen Sie unbewußt an der Longe, während Sie es hinten antreiben.

Das aus der Ferne zu beurteilen, ist unmöglich. Gehen Sie aber davon aus, dass Sie einen Fehler machen, und dass die unanangenehmen Reaktionen Ihrerer Stute nur verzweifelte bis ärgerliche Antworten auf unklare Menschenfragen sind.

Die Reaktion Ihrer Stute zeigt, dass sie sehr feinfühlig ist (auch wenn das den meisten Pferden nicht zugestanden wird – und Haflingern erst Recht nicht).
Um das Pferd auf die Volte zurück zu bringen, müssen Sie Ihre Energie (denken, fühlen, schauen, Spitze der Longierpeitsche) genau auf seine innere Schulter ausrichten. In meinen beiden Büchern ist das genau beschrieben, in den Seminaren wird es geübt.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz


Zweimal: Halftern und Trensen - mit Gefühl

1. FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,

ich wende mich an Sie, da ich ein Problem mit meiner Hannoveraner-Stute habe und in diesem Zusammenhang von Ihren Seminaren gehört und gelesen habe.

Mein Problem mit ihr ist folgendes: Seit einiger Zeit lässt sie sich nicht mehr halftern und trensen, was darauf zurückzuführen ist, dass sie sich die Trense vom Kopf gerissen hat, als ich einen Moment nicht aufgepasst hatte.

Seitdem ist unser Verhältnis alles andere als gut. Sie hat so wenig Vertrauen zu mir, dass ich sie nicht einmal mehr am Kopf putzen (was sie eigentlich sehr gern mag) oder sie am Halfter führen kann.

Meine Frage an Sie wäre nun, was sie mir überhaupt raten würden, da ich nicht wirklich weiß, was ich noch unternehmen könnte.

Mit freundlichen Grüßen
Dörthe L.

1. Antwort: Systematisch umlernen

Liebe Dörthe,

das Problem scheint mir kein grosses zu sein. Ihr Pferd hat 'einfach' etwas gelernt, das es auch wieder verlernen kann. Da das Lernerlebnis Ihres Pferdes allerdings mit starken Emotionen verknüpft war, bedarf es eines besonders systematischen und gefühlvollen Vorgehens.

Diesen Prozeß hier zu schildern, würde zu weit führen. Die Systematik können Sie in meinem Buch "Entdecke den Horseman in Dir" nachlesen. Das richtige Gefühl muß möglicherweise aber unter Aufsicht entwickelt werden, zumal das Pferd sicherlich emotional reagieren wird (und ja bereits immer wieder emotional reagiert).

Die Inhalte dieses Buchs werden in unserem Aufbaukurs vermittelt. Dennoch empfehle ich Einsteigern immer den Grundkurs, weil es hier wesentlich um das Thema 'fühlen' geht. Ein Wort, das Pferdemenschen schnell im Mund haben, ihre Hände und ihre Beine sprechen aber eine andere Sprache.

Es grüßt Sie herzlich
Heinz Welz


2. FRAGE:

Guten Tag, Herr Welz!

Ich wende mich heute an Sie mit einer speziellen Frage; ich hoffe, Sie finden kurz Zeit, mir den einen oder anderen Tipp zu geben. Seit einigen Monaten reite ich in deinem Stall, wo auch eine achtjährige Pinto-Stute steht. Leider hat sie sehr schlechte Erfahrungen mit anderen Pferden gemacht (wurde bei einem Seminar über Nacht von den Pferden dort gehetzt und gebissen) und ist seitdem äußerst misstrauisch geworden.

Beim Reiten ist sie absolut super, das Problem ist eher, sie einzufangen. Mittlerweile lässt sie sich zwar anfassen, aber sobald man ihr das Halfter anlegen oder einen Führstrick um den Hals legen will, legt sie dir Ohren an und weicht aus. Da sie nach mir bereits einmal ausgeschlagen hat und ein anderes Mädchen in die Hand gebissen hat, habe ich leider mittlerweile vielleicht auch zu großen Respekt vor ihr, so dass ich dann meist aufgebe.

Wie gesagt, ohne Halfter in der Hand kann man sie wohl streicheln, und manchmal kommt sie sogar von selbst auf mich zu, legt dann aber trotzdem wieder die Ohren an, wenn man vorsichtig die Hand nach ihr ausstreckt. Ich würde ja gerne mehr Bodenarbeit mit ihr machen, aber dafür muss ich sie ja erstmal kriegen!

Ich würde so gerne gut mit ihr klarkommen, denn "Pepper" ist wirklich top ausgebildet und total lieb, kaum dass sie ein Halfter umhat. Ich wäre für Ihre Hilfe unendlich dankbar!

Mit freundlichen Grüßen,
Sandra P.

2. Antwort: Aus der Ferne streicheln

Liebe Sandra ,

aus der Ferne ist kaum gut zu urteilen, aber versuchen Sie folgendes: Streicheln Sie das Pferd eine Zeitlang aus der Ferne (Abstand: so nah Sie das Pferd heranlässt). Aus der Ferne streicheln, heißt: Sie stehen da und tun so, als streichelten Sie das Pferd tatsächlich. Legen Sie all Ihr Gefühl rein und seien Sie geduldig. Nähern Sie sich nur an, wenn das Pferd das zulässt – ohne aggressiv zu wirken. Nach ein paar Tagen, müssten Sie Anschluss gefunden haben. (Möglicherweise kommt Ihnen das komisch vor, aber wir haben damit schon ein paar Pferden das Leben retten können, die sonst erschossen worden wären).

Wenn Sie beim Pferd stehen, streicheln Sie es ebenfalls ein paar Tage nur (und nur so lange das Pferd keine Zeichen von Widersetzlichkeit zeigt), und gehen Sie danach weg.

Erst wenn Sie sicher sind, dass das Pferd wirklich Vertrauen gefasst hat, kommen Sie mit dem Halfter. Wiederholen Sie die ganze Prozedur mit Halfter aber erst einmal ganz von neuem. Wenn Sie mit dem Halfter in der Hand das Pferd ein paar Tage lang streicheln konnten, streicheln Sie es eine Zeitlang mit dem Halfter. Erst dann (wieder nach ein paar Tagen) legen Sie es ihm an. Es wird keine Probleme mehr bereiten.

Teilen Sie mir bitte mit, ob es funktioniert hat. Und denken Sie daran: Oft dauert die Behebung eines Problems so lange, wie es gebraucht hat, zu entstehen.


Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz


Wie lange dauert ein seriöses Pferdetraining?

FRAGE:

Hallo Heinz und Sabine,
ist es möglich mit einem Pferd zu euch zu kommen. Wallach 11 jähr., 178cm groß und lieb im Umgang?
Was er leider gelernt hat ist das beenden von Arbeit. Er hebt sich raus und rennt wohin er will. Wird er daran gehindert, zum Beispiel durch Hilfszügel, ist es für den Reiter in gewissen Maß "auszuhalten".Ohne Hilfszügel ist es gefährlich. Von Reiten kann man nicht reden. Auch das allgemeine Handling ist auf sein gutdünken ausgelegt.
Seine Besitzerin ist ca. 156cm und Reitanfängerin. Nun ist die Situation im Moment sehr brenzlig. Sie ist am Ende ihrer Kräfte und der Gedanke das dieses Pferd zum Händler zurückgeht ist uns allen ein furchtbarer Gedanke.
Habe euch mal auf einem Seminar kennengelernt. Für mein Leben mit den Pferden und deren Besitzern hat es mir sehr viel Motivation gegeben.
Vielen Dank für eure Mühe
Ute W.

Antwort:

Liebe Ute ,

die von Dir geschilderte Konstellation treibt mir die Haare zu Berge: grosses Pferd, kleine Frau, „lieb“, Händlerkauf, Anfängerin. Es wird wahrscheinlich noch Jahrhunderte (oder ewig) dauern, bis Menschen begreifen, was und wie Pferde sind; dass sie erst `ne Menge lernen müssen, statt sich zu „verlieben“ (oder aus anderen Gründen ein Pferd zu kaufen) und sich selbst und der armen Kreatur das Leben dann schwer zu machen.

Ich rate den Menschen auch in solchen Fällen immer, sich auf den seriösen Weg zu machen (was die wenigsten wollen. weil er anstrengend ist und dauert). Auch ein Trainer wird das Problem für die Frau nicht in kurzer Zeit lösen können. Nach meiner Erfahrung brauchen Pferd und Mensch gemeinsam und getrennt voneinander ein paar Jahre Training.

Ein berühmter Kollege hat einmal die Rechnung aufgemacht, (der ich voll zustimme), dass ein (guter!) Trainer mindestens 1.000 Stunden braucht, um ein solches Pferd zu einem sicheren Pferd zu machen. Bei einer Stunde Training pro Tag, bedeutet das 3 Jahre Arbeit.

Der Reiter braucht ebenfalls mindestens 1.000 Stunden, um die Basis zu bekommen – also ebenfalls 3 Jahre Training, wenn er täglich (!) reitet, und wer tut das schon? Derselbe Kollege veranschlagt 1.500 bis 3.000 Stunden Training, um Fachmann/-frau zu werden.

Der seriöse Weg besteht darin, zunächst die freie Bodenarbeit zu lernen (und später die mit Seil und Halfter) und dabei sich und sein Pferd wirklich kennenzulernen. Das eröffnet Menschen oft Perspektiven und Lösungswege, an die sie zuvor nie gedacht hatten.

Manche lernen sogar über sich selbst etwas, etwa: Was man eigentlich wollte, als man sich gerade für dieses Pferd entschied. Oder: Wo dieser Kauf mit seinen nachfolgenden Problemen typische Lebenssituationen widerspiegelt, an denen man auch sonst wo schon gescheitert ist.

Nebenbei’ lernt der Mensch durch richtige Kommunikation sein Pferd angemessen zu bewegen und somit sogenannte „Dominanzfragen“ zu klären (die gar keine „Dominanzfragen“ sind, sondern tiefgreifende Kommunikationsstörungen).

Erst wenn Menschen sich und ihr Pferd am Boden wirklich kontrollieren können, sollten sie in den Sattel steigen. Meine Reitkurse bauen auf den Bodentrainings auf. Hier wird zunächst ziemlich anders’ geritten – vor allem ohne Gebiss, und es ist schon überraschend, wie Mensch und Pferd auf diese Weise in Sicherheit zusammenfinden.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, ich wünsche Euch und dem Pferd, dass es für alle Beteiligten gut ausgehe.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz


Was tun, wenn Pferde sich am Anbindebalken losreissen?

FRAGE:

Lieber Heinz,
was ist deine Erfahrung / Empfehlung für Pferde, die es gelernt haben
sich systematisch (ohne Panik, sondern gezielt) loszureissen?
Herzlichst,
Silke

Antwort:

Liebe Silke ,
da heißt’s: ganz neu lernen – jeglichem Druck zu weichen und zu folgen, vor allem dem Druck im Genick und auf der Nase – alle Übungen, die wir im Aufbaukurs machen (und was im Buch „Entdecke den Horseman in Dir“ beschrieben ist).

Das Ganze übe ich mit unserem langen Strick, den ich in der Hand halte (einmal um den Anbindebalken gewickelt, so dass er sich bewegen kann) und ziehe das Pferd immer näher an den Balken, bis der richtige Abstand da ist. (Dazu das Knotenhalfter). Wehrt es sich, dann halte ich dagegen, so dass es lernt, nicht davon zu kommen.

Ein gewisses Durchhaltevermögen und Nervenstärke beim Menschen gehören dazu (keine Kraft), um zu unterscheiden: Gerät er in Panik, überschlägt er sich gar oder geht er nur bis an seine Grenzen? Würde es tatsächlich in Panik geraten, könnte ich den Strick loslassen, so dass nichts passiert.Dazu kommen schnelle Führübungen, so dass das Pferd sehr flott antreten muß, um zu folgen.

In einem Fall tatsächlicher (oder imitierter) Panik hat geholfen: das Pferd mit einem Strick anzubinden, den ich zuvor schön durch seinen eigenen Kot gezogen hatte. Bei seinem eigenen Geruch fühlte er sich offensichtlich wohl und sicher und hat aufgehört zu zerren.

In einem bekannten Trainings- und Ausbildungsstall haben wir die Pferde (früher) auf weichen Boden gestellt, unter einen starken Baum, und sie dann eine gute Armeslänge über ihrem Kopf an einem starken Stammausläufer gebunden, der nicht brechen konnte. Um den Kopf hatten sie damals zwei amerikanische Stallhalfter, die nicht reißen konnten. Das hat immer geholfen, ist die einfachste Lösung, birgt logischerweise aber Gefahren, je nachdem wie stark ein Pferd zu kämpfen bereit ist.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz


Knabbern, beißen - wie reagiere ich darauf? (2 Fragen, 2 Antworten)

1. FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,
mein Pferd knabbert immer an mir herum, manchmal ist es auch beißen. Was kann ich tun?
Schöne Grüße,
I. Schmidt

1. Antwort:

Liebe Frau Schmidt,

hinsichtlich dieser Frage muss man unterscheiden. Wenn es sich nicht um gefährliches Beißen handelt (dabei sind die Ohren des Pferdes ganz eng am Kopf angelegt), dann kann Knabbern mehrere Bedeutungen haben:

1. die Simpelste: Das Pferd ist daran gewöhnt worden, Leckereien gefüttert zu bekommen, dann bedeutet Knabbern: „Wo sind die Leckereien? Her damit!“ Dieses Beknabbern ist lästig – und kann irgendwann einmal auch wehtun. Rat: Aufhören mit dem Füttern aus der Hand. Den Kopf des Pferdes entschlossen wegschieben (nicht schlagen!)

2. die Interessanteste: Das Pferd möchte den Menschen ergründen, kennen lernen. Pferde haben keine Hände zum „Begreifen“ wie wir Menschen. Dennoch möchte sie uns begreifen. Da kann das Knabbern zwar lästig werden, sollte aber unter keinen Umständen bestraft werden. Rat: Auch hier den Kopf des Pferdes wegschieben, aber bitte freundlich!

3. die Natürlichste: Sie putzen oder streicheln ihr Pferd gerade. Dann ist es nur natürlich (bei einem unverdorbenen Pferd), dass es auch Sie „streicheln“ möchte. Wie? Mit den Zähnen natürlich! Wie sonst? Wenn Pferde einander zur Fellpflege auffordern, tun sie es genau so: Derjenige, der gekratzt werden möchte, beginnt den anderen zu kratzen.

Wie können Sie die Unterschiede `rausfinden: beobachten und fühlen Sie Ihr Pferd. Wer immer nur bestraft oder verbietet (meist aus Angst oder Arroganz), wird’s niemals lernen und sein Pferd immer nur irritieren.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz

2. FRAGE:

Lieber Herr Welz
Ich habe eine Frage: Ich habe ein Pony das ich schon lange reite und pflege nun er schnappt und beist wie kann ich das ihm abgewöhnen ohne das ich ihn schlage?und wie zeige ich einem Pferd das ich es mag?
liebe grüsse Madleina (13)

2. Antwort:

Liebe Madleina,

vielleicht hast Du (oder andere) das Pony zu oft am Kopf versucht,
anzufassen. Beissen kann abwehren bedeuten.

Möglicherweise wurde aber auch diue Hand zurückgezogen, so dass das Pony
nun gelernt hat, zu "spielen". Es kann die Hand des Menschen in Bewegung
bringen.

Vielleicht wurde es aber auch aus der Hand gefüttert. Jetzt will es mehr
und fordert Futter.

Laß all das in Zukunft sein. Streichel Dein Pony n icht von vorne,
sondern aus der Position, aus der Du aufsteigst. Wenn es mit dem Kopf
herumkommt, weise es mit der Hand freundlich und bestimmt ab, ohne zu
schlagen.

Beim Streicheln denke daran, dass Du dem Pony etwas Nettes schenken
möchtest, statt selbst nur Spaß haben zu wollen.

Schöne Grüße
Heinz



Läßt ein Pferd seinen Reiter "im Stich"

FRAGE:

Sehr gehrter Herr Welz,
meine 6jährige Hannoveraner-Stute wird auf Turnieren von einer 18jährigen geritten, vor 2 Jahren bei E-Springen, im vorigen Jahr bei A-Springen und in diesem Jahr bei A und L Springen, häufig mit Plazierungen. Dort steht sie auch im Stall.

Anfang diesen Jahres stürzten Pferd und Reiterin beim Training in ein Hindernis, wobei sich das Mädchen das Schlüsselbein brach. Das Vertrauen, das sich zwischen ihr und dem mitunter "zickigen Pferd" (das viele schlechte Erfahrungen gemacht  hatte) aufgebaut hatte, ist seitdem gestört. Jedenfalls hat das Pferd angefangen, Sprünge, über die sie sonst aus jeder Distanz sprang, zu verweigern. Die Reiterin hat - obwohl sie Pferde sehr liebt -  ein heftiges Temperament und wird leicht ärgerlich. Sie meint, "das Pferd lässt mich im Stich" und sei böse auf sie.

Leider hat sie Ihr Buch, das ich ihr deswegen geschenkt habe, nicht gelesen und sie mag alles, was mit Pferdeflüstern zu tun hat, vermutlich auch nicht. So sehe ich mit großer Sorge, dass das ursprünglich gute Verhältnis zwischen Reiterin und Pferd den Bach runtergeht und das Tier mit seinen Problemen hier wieder unter Missverständnissen leiden könnte wie bei den nunmehr drei Vorbesitzern.

Ich weiß nun gar nicht, was ich tun könnte, um Pferd und Reiterin zu helfen. Können Sie mir einen Rat geben. Er wäre mir viel wert.
Mit freundlichen Grüßen, Ihre M. K.

Antwort:

Liebe Frau K.,
leider, fürchte ich, Ihnen nicht weiter helfen zu können. Das von Ihnen geschilderte „Pferdeschicksal“ ist annähernd die Regel. Das menschliche Verhalten (Inken, Vorbesitzer) leider auch – und das unabhängig von Intelligenz und Bildung der Menschen.

Pferde lassen niemanden im Stich. Das ist dieser hochnäsig-naive Menschenbezug, den wir gerne herstellen. Pferde wollen nur Sicherheit. Die bekommen sie i. R. nur durch eine gefestigte Persönlichkeit und nicht durch emotional unbalancierte Leistungsstreberle, die sich gerne „aufs hohe Roß“ setzen. Diese Menschen mögen „Pferdeflüstern“ nicht, weil sie genau diesen Anspruch fürchten: sich selbst entwickeln zu müssen. Lieber erklären sie das Pferd für schuldig.

„Wer nicht hören will, muß fühlen“, sagt ein Sprichwort. Und Sprichwörter entstammen oft der Zeit, wo Psychologie noch nicht Wissenschaftsdisziplin war, Psyche aber dennoch schon existierte. Der heftige Sturz könnte dem Mädchen zu denken geben – nicht Richtung Schuld des Pferdes, sondern hinsichtlich ihrer eigenen Einstellung gegenüber, dem Leben, sich selbst und den Pferden gegenüber.

Herzliche Grüße
Heinz Welz

 


Darf mein Pferd sich an mir schubbern?

FRAGE:
Eine Anfrage habe ich bezüglich der Vorliebe meines Pferdes, seinen Kopf an mir
abzuschubbern. Wie soll ich das werten? Die meisten Leute sagen, daß solches Verhalten grundsätzlich falsch ist. Die einzige Person, von der ich weiß, daß sie sehr feinfühlig mit den eigenen Pferden umgeht, meint, daß ihn solches Verhalten nicht unbedingt stört.

1. Antwort:
Deine Schilderung des Schubberns kann ich in allem bestätigen: Grundsätzlich können die „Kritiker“ Recht haben. Das hängt aber immer vom Einzelfall ab. Ich halte es bei meinen Pferden eher so wie der feinfühlige Mann. Dennoch kann es problematisch sein. Wir können immer nur vom Einzelfall in der Mensch-Pferd-Beziehung reden, und selbst jedes Schubbern sollte einzeln bewertet werden: Es kann

  • ein „Schmusen“ sein (wir haben sie durch Streicheln vielleicht gelehrt, dass Berührung positiv ist),
  • ein sich Kratzen (Pferde tun das untereinander auch, wie sollten sie sich sonst von der Last des Juckens befreien?),
  • oder der Versuch, uns zu schubsen, Raum zu gewinnen, uns zu bewegen. Das ist abzulehnen.

2. Antwort:

Auch hier ist, wie in vielen Fragen rund ums Pferd, ein „Entweder-Oder“ nicht angebracht, sondern ein „Sowohl-als auch“. Wenn ein Pferd nach dem Reiten und Abtrensen seinen Kopf an unserem Oberarm und Rücken schuppert, dann ist das m. E. grundsätzlich hinzunehmen. Wahrscheinlich hat das Pferd geschwitzt und versucht auf diesem Weg, sich selbst Erleichterung zu verschaffen bzw. uns aufzufordern, es am Kopf zu kratzen. Es ist schließlich arttypisch, dass ein Pferd auf diese Weise mit Artgenossen umgeht. Das ist praktischer Beziehungsaufbau.

Bei meinen Pferden lasse ich es auch zu, dass sie sich an mir schuppern, wenn ich zu ihnen auf die Weide gehe – ohne, dass sie vorher geschwitzt hätten. Bei meiner alten St ute (28) hat dieses Verhalten sogar zu einer besonderen Nähe und Vertrautheit geführt, das früher als ich rigide mit Pferden umging, in keiner Weise vorhanden war.

Die wenigsten Pferdele ute wissen wirklich etwas über Kommunikation. Wüßten sie genug, dann wüssten sie auch, dass zu einer g uten Kommunikation (Ziel: sich – gut - zu verstehen), vor allem eine g ute Beziehung gehört (93%!!). Fachwissen zählt nur zu 7 %!!

Das war die eine Seite. Andererseits kann „Schuppern“ (und jegliches anderes Bedrängen) möglicherweise jedoch tatsächlich Ausdruck mangelnden Respekts sein. Hier will das Pferd den Menschen bewegen. Und wer jemanden bewegt, der führt ihn auch (z.B. der Chef seinen Mitarbeiter). Auf derlei Pferdeverhalten muß der Mensch seinerseits reagieren, indem er das Pferd bewegt. Das ist die Basis allen g uten Umgangs mit Pferden: am Boden, vom Sattel oder vom Kutschbock aus.

Wer gelernt hat, das richtig und angemessen zu tun – wie ich es in meinen Seminaren vermittele -, der wird kein respektloses Schuppern erleben; und wenn doch, dann wird er einen angemessenen (nicht brutalen) Weg finden, dem Pferdeverhalten Grenzen zu setzen.

Noch wichtiger ist aber dies: Wer es gelernt hat, der weiß mit Gefühl gut zu unterscheiden, ob sein Pferd tatsächlich die Respektfrage stellt, ob es sich nur Erleichterung schaffen will, oder gerade aktive Beziehungsarbeit leistet.

Die Antwort ist also tatsächlich nicht einfach (wie so vieles in der Pferdewelt). Dadurch, dass der Mensch es sich einfach macht, wird es aber nicht einfacher, sondern meist schwerer – und meistens für das Pferd.

 


 

Auf dieser Seite gibt Heinz Welz Antworten auf Fragen, die ihm gestellt wurden. Alle Angaben und Vorgehensweisen wurden sorgfältig erwogen und geprüft. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes geboten. Der Autor übernimmt keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die im Zusammenhang mit der Anwendung und Umsetzung entstehen könnten.

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